Sonntag, 29. Mai 2016
Abschied vom Glauben?
Warum lässt Gott das Böse zu,
Gewalt und Kriege, Schmerz und Leid?
Ist er nicht gütig und allmächtig
und Herrscher über Raum und Zeit?
Ist er ein liebevoller Vater,
der treu zu seinen Kindern hält?
Versteht er mich? Erfüllt er Bitten?
Verändert er den Lauf der Welt?
Ich glaube nicht. Ich glaube nicht.
Das glaube ich nicht mehr.
Gott ist für mich keine Person:
kein Herrscher auf dem Himmelsthron,
kein Du, das gütig an mich denkt
und weise meine Schritte lenkt.
***
Hat Jesus mit den Wundertaten
Naturgesetze aufgehoben?
Ist er leibhaftig auferstanden
und lebt bei Gott im Himmel droben?
Ist er der einzig wahre Weg
und hat er mich von Schuld befreit?
Schenkt er mir nach dem Tod ein Leben
bei Gott für alle Ewigkeit?
Ich glaube nicht. Ich glaube nicht.
Das glaube ich nicht mehr.
Jesus war Mensch, nicht gottesgleich,
und Worte über Gottes Reich
sind Bilder und nicht wörtlich wahr,
nicht ewig, nicht unwandelbar.
***
Ist Gott für mich dann noch zu retten -
bei klarem Kopf, ohne Verbiegen?
Na ja, so wie die Dinge liegen
... weiß ich es nicht.
Anmerkung:
Das Gedicht sollte ursprünglich ein Lied werden. Tatsächlich ist daraus ein gesprochenes Lied geworden: nämlich gesprochen zu dem Lied "Wer nur den lieben Gott lässt walten", das ich gleichzeitig auf dem Klavier spiele. (Ist gar nicht so einfach, kommt aber ziemlich eindringlich rüber, finde ich).
Mai 2016
Labels:
Gedichte